Kauft man sich heute eine moderne Stereoanlage, gleich ob Kompakt-, Midi-, Mini- oder Komplettanlage, einen Stereoplattenspieler gibt es üblicherweise nicht mehr dazu. Und selbst wer noch einen Plattenspieler sein eigen nennt, sind wir ehrlich, die silbrigen Compact-Scheiben sind doch viel handlicher, pflegeleichter und bequemer zu handhaben. Dennoch haben viele von uns noch alte Vinylplatten im Schrank, teilweise vielleicht sogar Raritäten, die man sich kaum noch wagt abzuspielen, um sie zu schonen. Für Computerbesitzer sind das alles keine Probleme - sie brennen sich ihre wertvollen LPs und Singles einfach selbst auf CD. Viel zu kompliziert sagen Sie? Mitnichten, sage ich!Die nötige Ausrüstung:
- Einen üblichen Plattenspieler mit MM-Tonabnehmer (Moving Magnet),
- den Verstärker ihrer Stereoanlage oder einen speziellen Phono-Vorverstärker,
- einen Pentium-Rechner mit 166 MHz, 64 MB Ram und etwa 1 GB freier Platz auf ihrer Festplatte,
- eine handelsübliche Stereo-Soundkarte,
- einigermaßen gute Lautsprecher oder einen Kopfhörer an der Soundkarte angeschlossen,
- einen CD-Brenner,
- Software, mit der sich Musik im WAV-Format aufnehmen und nachbearbeiten lässt,
- und ggf. zusätzlich ein Brennprogramm.
Der Plattenspieler wird entweder über den Verstärker der Anlage oder, falls es wie üblich zu beschwerlich ist - denn was nutzen CD-Spieler, Cassettendeck und Tuner im Wohnzimmer, während das Herzstück ihrer Stereoanlage, der Verstärker beim PC stehen? - Computer und Stereoanlage zusammenzubringen, über einen kleinen handlichen Vorverstärker an den Line-IN-Eingang der Soundkarte angeschlossen.
Ich arbeitete lange Zeit mit dem etwa Zigarettenschachtel großen Gerät "phono PreAmp" der Firma Terratec. Doch wer hat heutzutags noch eine COM-Schnittstelle am PC? Schließen Sie aber niemals den Plattenspieler direkt an die Soundkarte an; die Anschlüsse passen zwar von der Form her, aber der Klang ist schrecklich. Der Grund dafür liegt in einer speziellen Aufnahmetechnik von Schallplatten. Die Anforderungen an die Soundkarte sind nicht übertrieben, eine handelsübliche 16 Bit Stereo Soundkarte bzw. ein entsprechender On-Board SoundChip reicht im allgemeinen nach meinen Erfahrungen vollkommen aus. Geringe Signalverzerrungen des Tonarms und Rumpelgeräusche des Plattenspielers sind technisch kaum vermeidbare Fehlerquellen, die mir eine teuere Soundkarte unnötig erscheinen lassen.Das Programm zum Aufnehmen meiner Musikdaten, mit dem ich bevorzugt arbeite, ist "get it on CD 1.1" der Firma Steinberg. Nicht ganz so glücklich war ich über "Der große Musik-CD Brenner" von DATA BECKER in der Version 1.0, wenn gleich dieses Programm Vorteile bei der automatischen Aufteilung der einzelnen Musikstücke einer LP gleich während der Aufnahme in einzelne WAV-Dateien bietet. Beim Konkurenzprodukt der Firma Steinberg ist entweder bei der Aufnahme zuerst ein einziges 320 - 350 MB großes Musik-File anzulegen oder es muss während der Aufnahme bereits mitgehört werden und manuell in einzelne Dateien getrennt werden.
Sollten Sie bei Ihren ersten Aufnahemversuchen, trotz richtig angeschlossenem Verstärker und Plattenspieler nichts hören bzw aufnehmen, so könnte das an der Konfiguration ihres MS-WINDOWS liegen. Häufig sind nämlich die Line-Eingänge der Soundkarte über die Softwareeinstellung des Rechners gesperrt. Prüfen Sie dies in der Systemsteuerung - Sound- und Audiogeräte - Audio - (oder Doppelklick mit linker Maustaste auf das Lautsprechersymbol in der Taskleiste) Lautstärke - Optionen - Eigenschaften - Aufnahme nach.
Bei der Aufnahme sollte ein Pegel von - 3 db möglichst nicht überschritten werden. Der rote Bereich ab 0 db ist auf jeden Fall zu vermeiden, da er zu Verzerrungen führt. Nun sollten Ihnen die ersten Aufnahmen gelungen sein. Jetzt beginnt erst die richtige Arbeit. Die Zeit zum Nachbearbeiten sollten sie sich jedoch auf alle Fälle für ein zufriedenstellendes Endergebnis nehmen. Ist die Musik erst einmal auf CD gebrannt, ärgert sie jeder Fehler, den sie beim Nachbearbeiten übersehen bzw. überhört haben.
Gegebenenfalls ist die aufgenommene Monsterdatei über die Bearbeitungssoftware nun in die einzelnen Lieder zu unterteilen, die später als Tracks auf die CD gebrannt werden. Dabei ist es von Vorteil, jeden Track komplett anzuhören und auf Knackser oder Knistern zu untersuchen. Einzelne Knackser lassen sich, je nach verwendeter Software besser oder schlechter, einfacher oder aufwändiger entfernen. Sie sollten am Anfang eines jeden Tracks möglichst die gesamte Stille bis unmittelbar zum Beginn der Musik wegschneiden. Die Zoom-Funktion des Aufnahmeprogrammes leistet dabei gute Dienste. Am Ende eines jeden Tracks sollten Sie immer unmittelbar nach dem Lied-Ende ausblenden, damit die Übergänge von den Track zu den Pausen, die das Brennprogramm in der Regel automatisch auf 2 Sekunden einstellt, nicht deutlich als absolute Stille gegenüber dem Grundrauschen ihrer Aufnahme hörbar werden.Liegen die einzelnen bereinigten und digital aufgepeppten Lieder ihrer Lieblings-LP nun als WAV-Audio-Datei auf ihrer Festplatte vor, können sie entweder mit dem Audio-Bearbeitungs-Programm direkt oder mit einem, meist zusammen mit dem CD-Brenner gelieferten Brennprogramm ihre erste CD brennen. Wenn Sie dabei nicht unbedingt auf 1:1-Kopien Ihrer Langspielrillen wert legen, können sie auch zwei LPs zusammenfassen und ein persönliches "Best of..." auf eine CD brennen. Im allgemeinen passen, bei einer durchschnittlichen Länge von 3 - 4 Minuten pro Track etwa 21 - 22 Musikstücke auf einen 80-Minuten Rohling. Es wird jedoch von einigen Experten darauf hingewiesen, dass die Datensicherheit bei all zu "voll" gebrannten CDs am äußersten Rand der CD, also am Ende der Spielzeit, abnehmen kann. Nach einigen Jahren kann ich dieses inzwischen bestätigen. Wichtig scheint mir in dem Zusammenhang auch zu sein, darauf zu achten, dass Audiodateien mit möglichst geringer Brenngeschwindigkeit auf die Silberscheiben gebannt werden.
Noch ein Wort zu den Rohlingen: Um Audio-Aufnahmen selbst auf CD zu brennen sind die speziell im Handel erhältlichen teueren Audio-Rohlinge keineswegs notwendig. Ob sie jedoch lieber mit Billig-Rohlingen von ALDI oder den teueren Markenprodukten arbeiten oder ob sie von Marken-Sonderangeboten der Elektro-Handelsketten Gebrauch machen wollen, das ist in meinen Augen eine Frage des persönlichen Geschmacks. Ich persönlich nutze Marken-Angebote von Herstellern, wie Memorex, Kodak, BASF genauso wie das ALDI-Dauerangebot von Tevion bzw. Lifetec und vermeide hingegen No-Name-Produkte. Fragen zur Haltbarkeit der einzelnen Marken kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt mangels Erfahrungswerten niemand gesichert beantworten.
Und schließlich noch ein Wort zur rechtlichen Seite: Solange Sie an den zu brennenden Schallplattenaufnahmen das Eigentumsrecht besitzen und Sie die CD später auschließlich zum eigenen Bedarf nutzen wollen, ist das Selberbrennen Ihrer Schallplattenaufnahmen m. E. juristisch völlig unbedenklich. Eine Weitergabe einzelner gebrannter Aufnahmen an gute Bekannte oder Verwandte als Geschenk, Mitbringsel etc. wird Ihnen ebenfalls sicher nicht den Staatsanwalt ins Haus treiben. Genau wie beim umstrittenen Kopieren von CDs und CD-ROMS sollten Sie sich jedoch davor hüten, selbst gebrannte Aufnahmen im großen Stil weiterzugeben oder gar kommerziell zu vertreiben. Bedenken Sie: COPY KILLS MUSIC! Viele ältere Aufnahmen aus dem analogen Aufnahmezeitalter lassen sich zwischenzeitlich auf Original CDs in wesentlich besserer Klangqualität, als Sie es mit noch so viel Mühe und dem besten Equipment je vollbringen werden, im Handel käuflich erwerben. Auch die ausführenden Künstler, Komponisten, Texter, Produzenten und nicht zuletzt die Schallplattenfirmen wollen leben.
Die vorgenannten rechtlichen Anmerkungen geben lediglich meine persönliche Meinung wieder und beziehen sich auf aus verschiedenen Quellen gesammeltes Wissen. Sie sind NICHT juristisch rechtsverbindlich!Beim Brennmeister gibt es weitere professionelle Tipps, Fragen und Antworten zum Thema.
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